In unserem letzten Newsletter haben wir Sie über die Rechts- und Normensituation im Hinblick auf das Thema Maschinensicherheit in den USA informiert.
Dieses Thema möchten wir fortsetzen und Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Organisationen beim Thema Produktsicherheit und Maschinensicherheit in den USA geben.
Consumer Product Safety Commission (CPSC)
Diese Bundesbehörde ist für Produkte im Konsumgüterbereich zuständig. Die Novellierung des amerikanischen Verbraucherschutzes findet durch den Consumer Product Safety Improvement Act von 2008 statt. Hersteller haben die Möglichkeit ihre Produkte durch unabhängige Testlabore prüfen und zertifizieren zu lassen (third party testing requirements) oder Konformitätsbescheinigungen/-zertifikate (Conformity Certification) für eine Vielzahl von Produkten im Konsumgüter-Bereich auszustellen. Dadurch versichert der Hersteller, dass seine Produkte alle Regeln, Verbote, Normen und Vorschriften der CPSC erfüllt. Durch Inkrafttreten des Improvement Act von 2008 müssen Hersteller eine wesentlich größere Anzahl von Standards erfüllen, darunter z. B. Anforderungen hinsichtlich der Entflammbarkeit von Produkten oder den Einsatz von gefährlichen Substanzen.
Die Wichtigsten Organisationen beim Thema Maschinensicherheit hingegen sind:
- Occupational Safety & Health Administration (OSHA)
- American National Standards Institute (ANSI)
- Underwriters Laboratories (UL)
- Nation Fire Protection Association (NFPA)
Occupational Safety & Health Administration (OSHA)
Die OSHA ist als Agentur des US-Arbeitsministeriums zu verstehen. Durch den OSHA Act (Arbeitsschutzgesetz) sind Arbeitgeber für die Bereitstellung eines sicheren und gesunden Arbeitsplatzes verantwortlich. Die OSHA gewährleistet sichere Arbeitsplätze durch Festlegung und Durchsetzung von Normen, durch Schulungen, Öffentlichkeitsarbeit, Bildung und Unterstützung. Die Arbeitgeber müssen alle für sie relevanten OSHA-Normen erfüllen. Zusätzlich können Bundesstaaten Normen zu Gefahren erlassen, die in national gültigen OSHA Standards nicht berücksichtigt werden.
Grundsätzlich sind OSHA-Normen mit europäischen Richtlinien vergleichbar. Allerdings sind die OSHA-Normen hinsichtlich der technischen Anforderungen konkreter, wohingegen die europäischen Richtlinien eher abstrakte Anforderungen formulieren. Die OSHA-Normen richten sich an Arbeitgeber, welche die Maschinen betreiben. Die EU-Richtlinien hingegen richten sich vorwiegend an Maschinenhersteller und Integratoren.
Tritt ein Arbeitsunfall in den USA an einer Maschine bzw. an einem Arbeitsplatz auf, werden OSHA-Inspektoren herangezogen, die den Vorfall bewerten. Falls dann festgestellt wird, dass freiwillige ANSI-Standards nicht berücksichtig werden, können Bußgelder sehr hoch ausfallen. Der OSHA Standard OSHA 29 CF1910 definiert die geltenden Richtlinien im Bereich Arbeitssicherheit. Nach diesem Standard wird die Konformität für Maschinen auf den US-Markt bestimmt.
Einige Produkttypen benötigen eine Zertifizierung zur Einhaltung der OSHA-Standards. Diese Zertifizierung wird von staatlich anerkannten Prüflaboren, sogenannten Nationally Recognized Testing Laboratories (NRTL) vorgenommen. Eine Maschine ist also nur dann sicher, wenn diese die von einem verifizierten NRTL durchgeführte Prüfung bestanden und ein Prüfzeichen erhalten hat.
Der TÜV SÜD ist z. B. seit 2001 als solche akkreditierte Prüfstelle in den USA anerkannt. Die OSHA veröffentlicht regelmäßig Listen der akkreditierten Prüfstellen. Eine aktuelle Liste der zulässigen Prüfstellen ist der OSHA-Homepage zu entnehmen (http://osha.gov/dts/otpca/nrtl/nrtllist.html).
American National Standards Institute (ANSI)
Die private, gemeinnützige Organisation ANSI koordiniert und entwickelt freiwillige Normen in den USA. Diese Normen haben formal den Status von freiwilligen Industriestandards und finden häufig Verwendung als Bestandteil eines Vertrags. Viele verpflichtende OSHA-Normen basieren auf alten, freiwilligen ANSI-Normen.
Underwriters Laboratories (UL)
Underwriters Laboratories veröffentlicht Sicherheitsnormen, die sich vorwiegend mit dem Risiko von Bränden und Stromschlägen befassen. Sie stellt Anforderungen vor allem für elektrische Geräte und Komponenten. Ein Beispiel ist die UL508A, die Anforderungen für industrielle Schaltschränke formuliert. Einige UL-Normen wurden von der UL beim American National Standards Institute (ANSI) eingereicht und sind nun auch als ANSI-Normen erhältlich. Die Occupational Safety & Health Administration (OSHA) fordert, dass fast alle elektrischen Geräte und Kabel an den Arbeitsplätzen die entsprechenden UL-Normen erfüllen müssen. Die Prüfung findet wieder durch ein national gelistetes Labor (NRTL – wie oben beschrieben) statt.
UL-Normen sind häufig sehr unterschiedlich oder gar widersprüchlich zu den international geltenden IEC-Normen (International Electrotechnical Commission) und den europäischen EN-Normen. Hat die Maschine eine Prüfung nach UL-Anforderung bestanden, vergibt das NRTL ein Prüfzeichen auf dem Produkt bzw. auf der Maschine. Die Inspektoren im Bereich Elektrotechnik in den USA schauen bei Prüfung der Maschine speziell nach diesen Prüfzeichen.
National Fire Protection Association (NFPA)
Die NFPA gibt den National Electrical Code (NEC) als ANSI/NFPA70 Norm heraus. Die Übereinstimmung der Maschine mit den Anforderungen aus dem NEC wird von Inspektoren oder lokalen Behörden geprüft. Die NFPA veröffentlicht den ANSI/NFPA79 Standard, welcher als elektrischer Standard für industrielle Maschinen zu verstehen ist. Diese Norm regelt denselben Umfang wie die EN/IEC 60204-1. Die Einhaltung der ANSI/NFPA79 ist grundsätzlich freiwillig, wird aber von einigen US-Bundesstaaten und lokalen Behörden gefordert.
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